“Mord in Schönbrunn” von Beate Maxian hab ich den Hörern von WDR 2 als Krimitipp empfohlen. Die Leiche liegt gleich auf der ersten Seite: ein tote Schönheit, aufgebahrt wie Schneewittchen, mitten im Schlosspark von Schönbrunn. Warum sollte man das lesen?
Weil es uns in eine andere Welt entführt. Ach was, gleich in mehrere andere Welten. Im einzelnen: Wien ist ja schonmal eine ganz barocke Welt für sich. Dann spielt die Krimihandlung in der Welt der Reichen und Schönen – also eine reiche Schöne ist das Opfer. In deren Umfeld der Wiener Bussi-Bussi-Gesellschaft mit ihrem falschen Lächeln und den Lästereien hintenrum bewegt sich der Krimi über weite Strecken. Und schließlich tut sich uns eine Märchenwelt auf – rund um Schneewittchen und Prinz und Traumhochzeit.
Traumhochzeit wegen Entführung verpasst
Eine Traumhochzeit, die nicht stattgefunden hat. Denn die Braut war das Mordopfer vom Buchbeginn. Ein österreichisches Topmodel. Die junge Frau ist wenige Tage vor ihrer Traumhochzeit mit einem reichen Hotelier entführt worden. Und taucht jetzt, fünf Jahre später, als Prinzessin zurechtgemacht, als Leiche wieder auf. Das schöne Schneewittchen tot Im Park von Schönbrunn – genau da hatte sie eigentlich heiraten wollen.
Da schließt sich sozusagen der Kreis, oder besser: das Pentagram. Vermutet zumindest die Zeitungsjournalistin Sarah Pauli. Die kennt sich mit Symbolik aus, auch der versteckten Symbolik im Schlosspark von Schönbrunn. Und da stellt sie fest, dass die Tote genau in der Mitte eines Pentagramms gefunden wurde. Der Mörder hat es offenbar mit Symbolik.
Eine Zeitungsjournalistin mit Hang zur Symbolik ermittelt
Es gibt auch einen Kommissar, der ermittelt. Aber der spielt kaum eine Rolle. Die Zeitungsjournalistin ist unsere Ermittlerin, das wird in Krimis auch immer gern genommen. Redaktion ist ja mindestens genauso spannend wie Polizeipräsidium… Außerdem bekommen wir hier viel mit aus der Welt, in die das Opfer hatte reinheiraten wollen. Weil ihre Nachfolgerin, die nämlich jetzt in den nächsten Tagen den Hotelier heiraten wollte, Angst hat, dass sie die nächste ist.
Fluffiger Wohlfühl-Krimi mit Schmäh
Das Wort klingt wie ein Widerspruch, aber irgendwie ist das hier ein Wohlfühl-Krimi. Wer es eher blutig mag, mit viel Action und harten Kerlen, für den ist das nix. Es ist ein sehr unterhaltsames, fluffig geschriebenes Buch. Da kommt auch der Schmäh nicht zu kurz, man trinkt gern einmal einen Champagner und eine Melange, bestellt dazu ein paar Esterhazy-Schnitten – und bittschön hams an echten Wien-Krimi… Im Ernst: Beate Maxian gleitet hier nie in die platten Klischees ab, in denen sich so mancher Regionalkrimi gerne verliert.
Beate Maxian übrigens: Eine krimischreibende Journalistin, die hier schon den sechsten Band mit Sarah Pauli vorlegt. Der Kriminalfälle-lösenden Journalistin. Die ist echt gut darin, Atmosphäre zu transportieren, interessante Figuren zum Leben zu erwecken, und gute, nicht vorhersehbare Geschichten zu konstruieren. Die ein bisschen absurd, aber doch nicht komplett abwegig daherkommen.
Küss die Hand!
Beate Maxian
Mord in Schönbrunn
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3442482962
Preis: 8,99 €